Historie Typ 14

Als auf der 39 Internationalen Automobil Ausstellung 1955 das Karmann Coupé vorgestellt wurde, wusste noch niemand, das sich dieser Volkswagen ebenso zum Verkaufsschlager entwickeln sollte, wie es die VW Limousine und der VW Transporter schon vorher waren. Neben dem BMW 507 mit der Goertz Karosserie war der schnittige Volkswagen mit seiner italienischen Linien einer der großen Anziehungspunkte in Frankfurt. Während viele Deutsche der Wirtschaftswunderzeit gerade den Schritt vom Motorrad in ein Rollermobil taten, hatte Volkswagen schon ein Fahrzeug um den Gentlemanfahrer, der Dame oder dem Töchterchen aus gutem Hause ein passendes Auto zu bieten.

Der Ghia Karmann auf Volkswagenbasis, wie er erst genannt wurde, ist ein Kind mit drei Vätern. Wobei der Realisierung des Projekts "schnittiger Volkswagen" allein Wilhelm Karmann zu verdanken ist.

Die Idee
Wilhelm Karmann, dessen Werke schon seit 1949 das Käfer Cabriolet bauen, erkannte früh einen Markt für kleine Sportwagen. Viele amerikanische Soldaten, die nach dem zweiten Weltkrieg in Europa geblieben sind, nahmen sich ihre hier erworbenen Autos mit in die USA. Auf diesem Trend wollte man mit schwimmen. Das sich das VW Fahrgestell durch seinen geschraubten Plattformrahmen für eine sportliche Version des Käfers anbot zeigten zur damaligen Zeit viele Eigenkreationen und Kleinserien von Sportkarosserien. Also suchte man sich frühzeitig, ohne wissen des VW Vorstandes, einen Partner um einen Volkssportwagen zu kreieren.

Die Suche dauerte nicht lange, den eine enge Freundschaft verband Wilhelm Karmann mit Luigi Segre, dem Inhaber der Ghia S.p.A Carozzeria Turin. Dies war im Frühjahr 1953. Schon im Oktober 1953 konnte Wilhelm Karmann im Pariser Nobelvorort Neuilly einen Prototyp beäugen.

Protyp Vorderansicht Prototyp Seitenansicht Prototyp Heckansicht



Dort stand ein Coupé mit hinreißender Linienführung, an der die italienische Hand unübersehbar war. Verglichen zum späteren Serienmodell, fiel auf, dass das Auto keine "Nasenlöcher" besaß. ( So werden die vorderen Lufteinlässe von den Fans genannt), dafür besaß die Motorhaube eine Unzahl von Luftschlitzen, die der Kühlung des 30 PS starken Motors dienen sollten. Bis auf diese und anderer "Details", zum Beispiel verfügt der Innenraum über eine "Echtlederne" Inneneinrichtung sah der Prototyp dem späteren Serienfahrzeug schon sehr ähnlich. Und Luigi Segre hatte auch das entscheidende eingehalten, die Schöpfung auf einem Serienfahrgestell aus Wolfsburger Fertigung zu erstellen. Die beiden Väter der ersten Stunde war sich einig. Dieses Auto mußte gebaut werden.

Die Planung
Nun war nur noch der dritte Vater, der die Aussteuer für das Projekt dazugeben sollte, überzeugt werden. Heinrich Nordhoff hieß es zu überzeugen. Dieser Mann war unerbittlich, wenn es darum ging auf seinen Chassis etwas anderes zu bauen außer VW Limousinen, wie der Käfer damals noch ganz offiziell hieß. Viele bissen sich die Zähne an der Sturheit dieses Mannes aus, der die Qualität des Wolfsburger Produktes eisern verteidigte. Hier kam Wilhelm Karmann jedoch wieder zu gute, daß man in Osnabrück schon lange für die Wolfsburger arbeitete, und damit mit den Qualitätsansprüchen im Hause Nordhoff bestens vertraut war.

Mit diesen Trümpfen in der Tasche, setzte sich Karmann mit Dr. Feuereissen dem Verkaufschef des Volkswagenwerks in Verbindung. Er war eine nicht zu verachtende Person in der Entstehungsgeschichte des Karmann Ghia, denn er mußte Heinrich Nordhoff, nachdem er den Protoypen begutachtet hatte, dieses Projekt schmackhaft machen. Dies fiel ihm nicht sehr schwer, den er war, wie Wilhelm Karmann selbst, so begeistert von dem Projekt, das der "Käferpapst augenblicklich nach Osnabrück fuhr um sich das Auto anzusehen. Heinrich Nordhoff wurde in Osnabrück schon mit Spannung erwartet, denn von seiner Meinung hing jetzt alles ab, ob die Mühe die sich Wilhelm Karmann und Luigi Segre bis hierher gemacht hatten umsonst war, oder ob Wilhelm Karmann kurz vor einem lukrativen Auftrag stand und sich dadurch volle Auftragsbücher sichern konnte.

Die Umsetzung
Nordhoff war sehr zufrieden damit, was ihm da vorgezeigt wurde, jedoch als Generaldirektor auch entsprechend skeptisch über Gestehungskosten, Stückzahl und Vertrieb. Karmann, auf dieses Gespräch jedoch vorbereitet, konnte alle bedenken des VW Mannen neutralisieren, so daß Nordhoff noch am selben Tag die Zustimmung zu dem Projekt Karmann Ghia gab. Reissbrettzeichnung Typ 14Nun war wiederum Wilhelm Karmann an der Reihe, um zu zeigen, das sich das Coupé zu einem vernünftigen Preis bauen ließ. Zugute kam ihm, daß er einen Werkzeugbau und ein Presswerk im eigenen Haus hatte, und so konnten sich die Ingenieure bei Karmann gleich daran machen den Prototyp zur Serienreife zu bringen. Wilhelm Karmann wollte das Coupé bis spätestens Ende 1954 auf den Markt bringen, wurde jedoch überredet nichts zu überstürzen und bis Ende 1955 zu warten, hier lief ein Vertrag mit Ford aus und man konnte sich ganz auf den Neuanlauf des Volkswagensportlers konzentrieren.

Der Erfolg
Im Juli 1955 war es dann soweit, am 14. Des Monats wurde das Coupé einer Schar Presseleuten und Freunden des Hauses Karmann sowie Vertreter des Volkswagenkonzerns im Casinohotel in Georgsmarienhütte vorgestellt. Als der Vorhang sich im Saal des Hotels öffnete und ein gazellenbeiges Coupé freigab hatte die Begeisterung keine Grenzen.Präsentation Casinohotel 14. Juli 1955 Mit stehendem Applaus wurde das Auto empfangen. So titulierte die "Gute Fahrt", die rechtzeitig zu der Anfangs erwähnten IAA erschien und damals die VW Hauszeitschrift war "... einer der schönsten Wagen der Welt". Das der VW Neuling dann auch noch den Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte, lag daran das man das Projekt bis zuletzt streng geheim gehalten hatte, und erst nach dem Pressetermin im Juli die ersten Fotos in den Zeitungen auftauchten.

Zur Frankfurter Messe wußte dann auch schon der potentielle Käufer bestens über das Auto Bescheid.IAA FrankfurtDas es nun mit dem neuen 30 PS Motor in Serie gehen sollte, daß das Auto an der Vorderachse einen Stabilisator besaß um der sportlichen Fahrweise einen Ausgleich zu verschaffen, daß das Auto Blinker statt Winker besaß und ebenso die hydraulische Bremsanlage, wie man sie in den Exportkäfern fand. Nun standen sie da, ein eidechsgrünes Coupé, das mit seinem tiefgrün abgesetzten Dach die filligrane Konstruktion bestens Unterstrich und ein schwarzes Coupé das wiederum sehr elegant wirkte. Der Karmannstand war immer dicht umlagert von Kaufinteressierten. So ließen es sich auch Bundespräsident Theodor Heuss und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard nicht nehmen, Wilhelm Karmann auf dessen Stand ihre Aufwartung zu machen.

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